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Die Via Dinarica war der Trail des Jahres 2014 und verbindet die westlichen Balkanländer von Slowenien bis Albanien miteinander. Der über 1.000 Kilometer lange Weg besticht durch seine Ursprünglichkeit, die Gastfreundschaft der Menschen entlang des Trails und die wunderschöne Natur. Hendrik Morkel hat einige Abschnitte des Trails in Bosnien und Herzegowina erkundet und berichtet.

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Text/Bilder: Hendrik Morkel

Ein alpiner Anfang

Als mich Kenan am Abend an meinem Hostel in Sarajevo absetzt, grinst er und erzählt mir, dass er mich morgen früh um 5 Uhr abholen wird. Nach einer warmen Dusche bin ich dann auch schnell im Bett, es sind ja nur noch knapp sechs Stunden, bis ich wieder wachen sein muss. Am nächsten Morgen stehe ich mit meinem Rucksack auf der Straße, während die Moscheen in Sarajevo zum Morgengebet rufen. Kenan und Tim sind pünktlich da, und so beginnt unsere Fahrt zum ersten Abschnitt der Via Dinarica in Bosnien und Herzegowina.

Nach knapp zwei Stunden und einigen kleinen Pausen kommen wir am Risovac Ski-Zentrum an. Das ist geschlossen und auf der Piste blühen schon viele Blumen. Der Wegweiser zum Vilinac-Gipfel sagt uns, dass es knapp zweieinhalb Stunden sind, bis wir dort oben stehen werden. Wir schultern unsere leichten Rucksäcke, verabschieden Tim, der vom Tal aus hochwandern wird, und dann geht es die grünen Piste hinauf. Schnell sind wir oben und der Weg führt in einen noch kahlen Wald. Dann dauert es nicht mehr lange, bis wir auf Schnee laufen. »Wir hatten einen tollen Winter«, strahlt Kenan mich an. »Wir nicht«, erwidere ich. Wir steigen im schönsten Sonnenschein nach oben, und langsam eröffnet sich ein toller Weitblick auf die umliegenden Berge.

Am großen Vilinac-Gipfel angekommen, machen wir eine kurze Pause, tragen uns in das Gipfelbuch ein, und Kenan erzählt mir von den ausgezeichneten Skitouring-Möglichkeiten in dieser Gegend. Bei der Menge an Schnee, die hier noch liegt, wären Ski auch jetzt noch eine gute Wahl, und so geht es für eine lange Zeit hoch oben über den Schnee weiter.

Leider ist die Hütte, in der wir eine ausgedehnte Pause machen wollten, noch geschlossen, und so machen wir uns auf nach Tise und das Diva-Grabovica-Tal. Nach knapp zwei Stunden wandern über Schnee auf über 1.900 Metern Höhe beginnen wir dann unseren Abstieg. Während hinter uns schneebedeckte Gipfel in den Himmel ragen, liegt vor uns nun ein weit auslaufendes, grünes Tal, und ein türkisfarbener Fluss schlängelt sich durch die laubgrünen Wälder.

Bevor wir allerdings unten ankommen, steht noch ein knapp 1.300 Meter langer Abstieg an. Es geht auf noch teils schneebedeckten Pfaden steil bergab, bis wir endlich an der alten Königlichen Jagdhütte vorbei in einen Buchenwald laufen. Schon seit einiger Zeit hören wir Stimmen vor uns, und als wir an der Tise-Hütte ankommen, treffen wir auf Tim und gemeinsame Freunde von ihm und Kenan. Wir beschließen, zusammen zum Aussichtspunkt in der Nähe zu gehen und einen leckeren bosnischen Kaffee zu trinken. Anschließend gehen wir alle zusammen bergab, und es dauert nicht lange, bis sich der Pfad durch einen grünen Dschungel schlängelt. Die Gerüche der Blumen und Bäume, zusammen mit dem Konzert der Vögel und dem leichten Rascheln der Blätter sind unbeschreiblich erholsam. Ich bleibe einige Male stehen, schließe die Augen und atme diese herrliche Atmosphäre tief ein.

Wir passieren zwei Brunnen, die wohlhabende muslimische Familien in der Vergangenheit gestiftet haben, erfrischen uns an ihnen und wandern froh durch den schönen Wald. Ganz unerwartet spuckt uns der grüne Tunnel dann auf eine bunt blühende Blumenwiese aus, von der man einen Ausblick auf den Prenj hat, jenen Berg, der sich in einiger Entfernung majestätisch auftürmt und auf dem wir in den nächsten zwei Tagen unterwegs sein werden. Schon bald danach erreichen wir Tims Wagen, und da es schon spät am Abend ist, springen wir rein und fahren zum Beginn des nächsten Abschnitts. Es ist stockdunkel, als wir wieder aussteigen, und als ich beim Packen meines Rucksacks im Licht meiner Stirnlampe einen Skorpion sehe, bin ich schon am Überlegen, ob ich wirklich draußen biwakiern möchte. Als Kenan mir dann auch noch von Schwarzen Witwen erzählt, die hier heimisch sind, fällt mir die Entscheidung leicht: Ich werde auch in der Medjuprenje Berghütte schlafen. Bevor wir diese erreichen, steht allerdings noch ein anderthalbstündiger Anstieg an. Es ist halb zwölf, als wir die Tür zur Hütte öffnen, und wieder werden wir von Freunden von Kenan begrüßt. Man reicht uns einen Rakija (Obstbrand) und wir setzen uns für eine Weile hin. Doch schon bald fallen uns von dem langen Tag die Augen zu, und so legen wir uns oben in der Hütte zum Schlafen.

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